18.09.2002
Aktuelles
Pariser Feuerwehrmänner starben beim Einsatz
Fünf junge Pariser Feuerwehrmänner wurden Samstagabend bei einem Einsatz getötet. Ausgerückt zu einem "Feuer ohne Zusatzgefahren" wurden sie bei zwei verheerenden Explosionen getötet.
Am Sonntagmorgen erinnern nur noch einige schwarze Spuren um ein Fenster im 8. Obergeschoß, wachestehende Polizisten und eine große Anzahl Blumensträuße auf der Strasse vor dem Gebäude an das Drama des vergangenen Abends.
Die Feuerwehrmänner wurden am Samstag um 18:11 Uhr zu einem einfachen Feuer alarmiert. Im 8. Obergeschoß des Eckwohnhauses Avenue Sainte-Foy und Rue du Chateau im Stadtteil Neuilly sollte ein Zimmer eines Zweizimmerappartements brennen. „Ein Feuer, wie wir es 20.000 mal im Jahr machen“ sagte später ein Feuerwehrmann der betroffenen Feuerwache Champerret. Dieses Feuer allerdings kostete dieses Mal die Leben eines 27 jährigen Serganten, drei 22jähriger Corporale und eines 24 jährigen Feuerwehranwärters.
„Als die erste Brigade um 18:15 die Eingangstür öffnete kam es zu einer Feuerkugel, welche alles und jeden auf ihrem Weg in das Treppenhaus zerstörte“, sagte der Colonel Michel Decourtis, zweiter Chef der Brigade de Sapeurs Pompiers de Paris (BSPP).
Zehn Minuten später ereilte die beiden Rettungstrupps für die verunglückten Kameraden das gleiche Phänomen. Auch hier kam es beim Öffnen der Tür zu einer gewaltigen, explosionsartigen Feuerwalze.
Die fünf tödlich verletzten Feuerwehrmänner wurden vor Ort notärztlich versorgt, konnten dann noch ins Militärhospital von Percy de Clamart transportiert werden. In der für Brandopfer spezialisierten Klinik wurde dann aber der Tod der Feuerwehrmänner bekanntgegeben. Ein sechster Kollege wurde leicht verletzt.
Das Appartement, in dem das Feuer ausbrach, war zur Zeit des Unglücks leer. Der Wohnungsinhaber, ein 40jähriger polnischer Staatangehöriger und seine bei ihm wohnende Tochter wurden von der Polizei verhört.
Die ermittelnde Staatsanwaltschaft von Nanterre gab bisher bekannt, daß in der Wohnung und im Umfeld des Unfalles keinerlei Spuren von Gas, Pulver, brennbaren Flüßigkeiten oder Aerosolen gibt. Die Explosionen seien vielmehr auf zwei gewaltige „Flash-Over“ zurück zu führen. Die langsame Verbrennung ohne Flammen, die Zusammensetzung der Möbel, vielleicht die Stoffe in der Wohnung haben bei der Türöffnung die Explosionen ausgelöst.
„Dieses ist ein uns wohlbekanntes Phänomen“ erklärte ein Spezialist der BSPP, „man befindet sich unter der Atemschutzmaske, kann schlecht sehen, nichts richen. Nur eine sehr heiße Tür könnte Rückschlüße auf einen zu erwartenden Flash-Over geben. Allerdings ist dieses Phänomen für Feuerwehrleute selten anzutreffen. Entweder kommen wir, wenn die Fensterscheiben schon zersprungen sind, oder wenn sich die Rauchgase noch nicht so sehr aufgeheizt haben, daß ein Flash-Over entstehen kann. In Neuilly sind die Kollegen im denkbar ungünstigsten Falle in die Wohnung eingedrungen. Der nur 60cm breite Flur in der Wohnung hat dann noch die Wirkung Explosion verstärkt.“
„Sehr oft“, ergänzt der Colonel Decourtis, „ist die Hitze in dieser Art Wohnung so groß, daß die Scheiben zerplatzen und damit dem Flash-Over keine Chance geben, die Einsatzkräfte zu überraschen. Das Phänomen ist somit verschwunden“.
„Fünf Tote in einer Brigade ist eine Tragödie“, fügte der Colonel hinzu.
Der Präsident Frankreichs, Jaques Chirac und der Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanöe zeigten sich tief betroffen und sprachen den Angehörigen ihre tiefe Anteilnahme aus.
„Die vielen Blumen, die E-Mails und die Anteilnahme der Pariser Bevölkerung vor der Feuerwache Champerret haben mich zutiefst beeindruckt“, fügte Bürgermeister Delanöe hinzu.
Die fünf Namen der Verstorbenen wurden am Mittwochmorgen beim traditionellen „Totengruß“, dem „Salut aux morts“ bekanntgegeben und verlesen.
Einer von ihnen, der Caporal Matthieu Irigoin, hatte erst am 24. August geheiratet.
Quelle: Zeitung Quest France vom 18.09.02
Übersetzung: Jörg Plagens FF Billstedt-Horn
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