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Freiwillige Feuerwehr Hamburg

23.04.2004
Aktuelles

Jahreshauptversammlung 2004


Rede des Landesbereichsführers auf der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg am 23.04.2004 im Schützenheim Neuenfelde

Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrter Herr Bürgerschaftspräsident Röder
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Schnieber-Jastram,
Sehr geehrter Herr Staatsrat Dr. Schulz,
Sehr geehrter Herr Oberbranddirektor Farrenkopf,
liebe Feuerwehrkameradinnen, liebe Feuerwehrkameraden,
meine Damen und Herren!

Meine heutige Rede über das Jahr 2003 wird sich nicht auf diesen Zeitraum beschränken, dafür gibt es mehrere Gründe:

  • ich bin jetzt fast 12 Jahre im Amt,
  • wir haben zum 6. Mal während dieser Zeit eine neue Führung an der Spitze der Innenbehörde, der wir erklären wollen, was die Freiwillige Feuerwehr Hamburg ist, wofür sie steht und wofür sie nicht steht,
  • die Strukturuntersuchung bei der Freiwilligen Feuerwehr befindet sich in der entscheidenden Phase.

Meine Rede gliedert sich im wesentlichen in drei Teile:

  • Rückblick auf die letzten 12 Jahre
  • Das Jahr 2003
  • Strukturuntersuchung bei der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg

Zum Abschluss werde ich etwas über die Zukunftsaussichten sagen.

 

Der Rückblick auf die letzten 12 Jahre:

Es begann mit dem Satz: Auch die Freiwillige Feuerwehr Hamburg muss sparen. Der Bund zog sich vor 12 Jahren aus dem Erweiterten Katastrophenschutz zurück, kürzte Mittel und zog Fahrzeuge ab, insgesamt wurden in den Folgejahren 120 Großfahrzeuge abgezogen. Um den Verlust an Technik auszugleichen, bauten die Freiwilligen Feuerwehren in Eigenregie Rüstsätze in ihre Fahrzeuge ein. Gleichzeitig ( 1993)wurde beschlossen, für alle Wehren ein preiswertes Neufahrzeug – LF 16/12 – zu beschaffen. Die ersten Fahrzeuge wurden 1995 ausgeliefert.

 Von den damals noch 94 Wehren wurde sofort  eine Wehr aufgelöst, in den folgenden Jahren folgten 5 weitere, 2 Wehren wurden zusammengelegt, entsprechend den Auflösungen erfolgte ein Verlust an Mitgliedern, die Zahl der Mitglieder je Wehr blieb dabei in etwa konstant.

 Ausbildungslehrgänge und Seminare für Führungskräfte wurden abgesagt. Auch in den Folgejahren wurde weiterhin bei der Ausbildung gespart: Lehrgänge wurden in die Abendstunden verlegt, die Funkausbildung wurde von der Freiwilligen Feuerwehr übernommen, Praktika wurden verkürzt. 1997 wurde die bedarfsgerechte Ausbildung durch den Ausbildungsausschuss der FF in Angriff genommen und in weiten Teilen erfolgreich umgesetzt, es erfolgte eine teilweise Rücknahme der Ausbildung in die Tagesform.

Weitere Sparmaßnahmen in den nächsten Jahren waren Einschränkungen im Ausstattungssoll und die Verlängerung der Tragezeiten bei der Bekleidung sowie der vorübergehende  Verzicht auf die Wiederbesetzung des LBF/Vs. Daneben übernahm die FF weitere Aufgaben von der BF, so wurden Fahrzeuge zur Reparatur und zum TÜV gebracht und abgeholt.

1997 wurde der gesamte ABC – Dienst den Freiwilligen Feuerwehren übertragen. Weitere Wehren übernahmen die Aufgabe Erstversorgung.

Schon seit Jahren hatte die Behörde geplant, vier Wehren ein neues Feuerwehrhaus zu bauen, doch immer wieder reichten die Mittel nicht aus. Also gründeten wir einen Förderverein mit dem Ziel, mit den vorhandenen Mitteln zwei neue Feuerwehrhäuser zu bauen und zwei zu modernisieren. 1995 wurden die Häuser fertiggestellt und an die Wehren übergeben.

Trotz all dieser Sparmaßnahmen hatten alle Beteiligten – Behördenleitung, Berufsfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr – schon frühzeitig erkannt, dass das Personal bei den Freiwilligen Feuerwehren unbedingt gehalten werden muss unter anderem, weil es das Rückgrad im Landeskatastrophenschutz, insbesondere in der Deichverteidigung ist. In den letzten Jahren hat gerade die Führung der BF immer wieder vor einem drohenden Personalmangel bei den FF´n gewarnt. Man hatte auch frühzeitig erkannt, mit welchen Maßnahmen dies erfolgen kann: Einbindung aller Wehren in das Einsatzgeschehen, ortsnahe Unterbringung aller Wehren in modernen, zweckmäßigen Feuerwehrhäusern, 2 LF 16 je Wehr, angemessene Ausbildung und eine gute Führungsmannschaft.

Erste Maßnahmen waren die Förderung von Jugendfeuerwehrgründungen und verstärkte Bemühungen, Frauen aufzunehmen. Beides mit einigem Erfolg: Die Zahl der Jugendfeuerwehren stieg von damals 28 auf heute 43, die Zahl der Frauen in den Einsatzabteilungen von 17 auf 121.   

Wir  haben es auch geschafft, in kürzester Zeit alle Wehren in das Einsatzgeschehen einzubinden. Von den 87 Wehren sind 62 den ganzen Tag über, und 25 Wehren nachts und am Wochenende zuverlässig einsatzbereit.

So konnten wir auch unsere Einsätze von etwa 4500 im Jahr auf ca. 8000 (2002 über 12000) steigern.

Dem Ziel, die ortsnahe Unterbringung aller Wehren in ihrem Stadtteil, sind wir schon sehr nahe gekommen, es fehlen noch 4 Wehren. Mit Hilfe der Feuerwehrunfallkasse und Mitteln der Hamburger Feuerkasse wurden in fast alle Häuser Abgasabsauganlagen eingebaut. Seit dem Jahr 2000 hat sich leider nicht viel getan. Obwohl viel geplant wurde, wurden weder notwendige Reparaturen durchgeführt noch Neubauten realisiert. Besondere Freude machte uns das Bezirksamt Eimsbüttel, das dafür sorgte, dass das Feuerwehrhaus für die FF Eimsbüttel gebaut werden kann, die Bürgerschaft gab dafür auch die notwendigen Mietmittel frei.

Im Technik- und Fahrzeugbereich sind wir auf einem guten Weg, im Jahr 2000 wurden die alten abgängigen Trimarane durch neue Boote ersetzt. Die 1998 zugesagte Ersatzbeschaffung für das zweite Fahrzeug soll jetzt endlich eingeleitet werden.

Unsere Ausbildung wurde verbessert und neuesten Erkenntnissen angepasst: Seminare für Menschenführung und Kommunikation wurden in unseren Lehrgangskatalog aufgenommen und bereits erfolgreich durchgeführt. Die Schulung in der Brandgewöhnungsanlage ist ein Highlight für jeden Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau. Dank der Feuerwehrunfallkasse können wir unseren Fahrern ein Fahrsicherheitstraining anbieten.

Im Jahr 2001 trat die neue Verordnung für die Freiwilligen Feuerwehren nach fast 7jähriger Vorbereitungszeit in Kraft.

Vor einigen Jahren haben wir die Aufgabe Ölseparation übernommen, abgelehnt haben wir Aufgaben wie Theatersicherheitswachen, Sand und Salz streuen, sowie Tragehilfe für den Rettungsdienst. Unterstützung bei Stadtteilfesten, Laternenumzügen und  dem Hansemarathon geben wir gerne.

Wenn Sie, meine Damen und Herren, sich das alles so anhören und wenn wir das alles so überdenken, könnte man auf den Gedanken kommen: So schlecht steht die Freiwillige Feuerwehr Hamburg doch gar nicht da. Warum fühlen wir etwas anderes, warum haben viele von uns keine Lust mehr, warum reicht es uns? Das mag daran liegen, dass man uns immer wieder Zusagen und Versprechungen gemacht hat  – und sie nicht gehalten hat. Oder wir mussten mühsam darum kämpfen, dass sie eingehalten wurden. In Sonntagsreden wurde uns immer wieder gesagt, wie wichtig wir für die Sicherheit unserer Stadt sind und eigentlich unverzichtbar, aber gehandelt wurde häufig nicht danach, und das merkt auch der einfache Feuerwehrmann und die Feuerwehrfrau.

Wir werden noch eine Weile durchhalten und wünschen uns für die Zukunft, dass man uns mit Achtung und Ehrlichkeit entgegentritt.

Zu meinem zweiten Punkt: das Jahr 2003.

“Gott sei Dank“, haben viele von uns gesagt, sind es nicht wieder über 12000 Einsätze wie im Vorjahr, als wir an drei Tagen im Jahr jeweils etwa 1000 Unwettereinsätze gefahren sind. 8052 Einsätze sind auch genug. Eine Leistung, auf die Ihr und wir stolz sein können, zeigt sie doch, dass die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt sich auf ihre Freiwillige Feuerwehr verlassen können. Liebe Kameradinnen und Kameraden, ich danke euch für diesen Einsatz und für eure ständige Einsatzbereitschaft, ich danke euren Familienangehörigen, Partnerinnen oder Partnern, ohne deren Verständnis und Mitarbeit dieser Einsatz nicht möglich ist. 

Was gab es noch in diesem Jahr? Das letzte LF 16/12 für den ersten Stellplatz wurde übergeben. Die Erholungsfürsorge wählte einen neuen Vorstand. An dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön an Uwe Ehlebracht, dass er diese Aufgabe übernommen hat. Die Bekleidungsversorgung ist nach wie vor als Katastrophe zu bewerten. Wir hoffen, dass in Kürze eine angemessene Bekleidungsausgabe an die Wehrangehörigen organisiert wird. Unsere Vorstellungen dazu sind dem Amtsleiter bekannt.

In 43  und demnächst in 44 Wehren – wenn die FF Eimsbüttel  in ihrem Stadtteil untergebracht ist –  wird erfolgreiche Jugendarbeit geleistet. Ich weiß, das ist nicht immer leicht, und ihr nehmt ein hohes Maß an Verantwortung auf euch. Ich danke euch für diese Arbeit und möchte dabei bemerken, nur wer die Sicherheit hat, dass seine Arbeit anerkannt wird und dass es die Wehr auch noch in einigen Jahren gibt, hat die Kraft für nachhaltige Jugendarbeit.

Begonnen hatte das Jahr 2003 mit dem Ende der ersten Strukturuntersuchung, als der damalige Staatsrat der Innenbehörde im Gästehaus des Senats verkündete: Alle 87 Wehren bleiben erhalten, jede Wehr bekommt 2 LF 16 und ein eigenes Feuerwehrhaus. Allerdings sollte ein Unternehmensberater untersuchen, wie die Effizienz bei der Freiwilligen Feuerwehr gesteigert werden kann, wie man neue Mitglieder gewinnt und wie die Schnittstellen zur Berufsfeuerwehr aussehen.

Damit sind wir bei meinem dritten Punkt angekommen: Die Strukturuntersuchung bei den Freiwilligen Feuerwehren.

Sie begann im Mai 2002 und wird hoffentlich am Ende diesen Jahres weitgehend abgeschlossen sein. Bevor ich hier auf den Bericht eingehe, den die Unternehmensberater letzte Woche vorgestellt haben, noch einige Bemerkungen vorweg. Ich danke allen Kameraden, die daran beteiligt waren und durchgehalten haben, die ihre ganze Freizeit und teilweise auch Arbeitszeit  geopfert, nicht aufgegeben haben und immer wieder zu motivieren waren.

Mein besonderer Dank gilt aber auch den vielen Unterstützern aus dem politischen Bereich, aus allen Parteien, aus der Bürgerschaft den Bezirks- und Ortsauschüssen und aus der Bevölkerung. Ohne ihre Unterstützung und ihr Mutmachen hätten wir diese Arbeit nicht überstanden. Vielen Dank!

Seit einer Woche haben wir jetzt den Entwurf zur Strukturuntersuchung der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg von Mummert und Partner in der Hand. Nach Meinung der Gutachter sind ca. 60 Wehren notwendig. Das hat viele schockiert, bedeutet es doch, dass 27 Wehren aufgelöst oder mit anderen zusammengelegt werden sollen, aber nicht um Geld zu sparen, sondern um Mittel zu haben, die restlichen Wehren besser auszustatten, so meint es jedenfalls der Gutachter. Dabei wurde nicht bedacht, dass wir damit auch Personal verlieren. Nehmen wir zum Beispiel die beiden Wehren Neuenfelde Nord und Neuenfelde Süd, die uns hier heute abend bedienen. Ein Zusammenschluss wird nach Aussage der beiden Wehren einen erheblichen Mitgliederverlust bedeuten. Die restlichen Wehrmitglieder müssen in Zukunft fast 300 Einsätze im Jahr fahren, das ist zu viel, das schaffen sie nicht und das wollen sie nicht. Und was wird dann aus der Jugendfeuerwehr?

Zu aller erst muss die Frage beantwortet werden wie viele Mitglieder in den Freiwilligen Feuerwehren braucht Hamburg? Diese Antwort ist man uns trotz vieler Nachfragen bis heute schuldig geblieben, auch das Gutachten gibt dazu nichts her. Ich meine, wir brauchen alle, die wir jetzt haben und vielleicht noch ein paar mehr! Erst, wenn diese Frage beantwortet ist, können wir sagen, wie viele Wehren wir brauchen.

Ich halte es auch für einen Trugschluss, dass man sehr viel einsparen kann, wenn Wehren aufgelöst oder zusammengelegt werden. Sollen die Mitglieder gehalten werden, so müssen die Feuerwehrhäuser vergrößert werden – oder vielleicht doch nicht, weil die ideale Mitgliederzahl pro Feuerwehrhaus bundesweit zwischen 30 und 35 liegt. Bundesweit entfallen auf 27 Feuerwehrangehörige ein Löschfahrzeug, betrachtet man aber nur die Großstädte, so liegt dort der Schnitt zwischen 12 in Berlin und 15 in Hamburg.

Was das Gutachten über die zukünftige Führungsstruktur aussagt, birgt, wie ich meine, auch viele Chancen in sich:  Festangestelltes Personal für Controlling und Haushalt, das dem Landesbereichsführer untersteht, dann können zur Verfügung gestellte Haushaltsmittel zielgerichtet zum Einsatz kommen. Des weiteren würden einzelnen Wehren keine Fahrzeuge zugewiesen, die viel Geld kosten und nicht gebraucht werden. Ich meine damit nicht die Standardausstattung 2 LF je Wehr.

Zum  Ehrenamt stellt das Gutachten mehr oder weniger Vermutungen an, welche Motive stecken hinter dem Engagement, warum tritt man ein, warum tritt man aus? Nicht bekannt bzw. nicht hinreichend bekannt. Gerade im letzten Jahr haben wir mehr als die Mitgliederzahl einer Freiwilligen Feuerwehr verloren, ich wage hier die Behauptung, dass es an der gesamten unsicheren und unbefriedigenden Situation für die Freiwilligen Feuerwehren liegt. Ich habe genügend Äußerungen von Kameraden gehört, die alle in diese Richtung gehen: “Ich hab genug. Ich kann meine Freizeit auch anders verbringen. Mir reicht es.“

Wenn nicht bald Ruhe einkehrt bei der Freiwilligen Feuerwehr und wir endlich wieder verlässliche Partner haben, werden wir noch weitere Mitglieder verlieren und nicht hinzu gewinnen. Auch die Ehrenamtlichen aus anderen, mit uns befreundeten  Hilfsorganisationen, mit denen wir hervorragend zusammenarbeiten, haben schon gefragt: „Wie läuft es bei euch? Wie geht man mit euch um?  Was können wir von der neuen Behördenleitung erwarten?“

Wir hoffen, eine Stärkung des Ehrenamtes, so wie wir uns das vorstellen.

An dem Entwurf zur Strukturuntersuchung wird noch weiter gearbeitet werden, zwei Sitzungen der Arbeitsgruppe und eine Sitzung der Lenkungsgruppe sind noch vorgesehen. Vielleicht werden dabei ja auch die Fehler, die wir gefunden haben, verbessert – ein Beispiel: auf 100 000 Einwohner kommt in Hamburg eine Feuerwache, nach der Statistik der Berufsfeuerwehr hat Hamburg 22 Feuer- und Rettungswachen. Danach hätte Hamburg also 2,2 Mio. Einwohner.

Zur Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg möchte ich zum Abschluss noch folgendes bemerken: Ich bin sicher, dass wir in Hamburg jede Freiwillige Feuerwehr brauchen, vor allem alle unsere jetzigen und zukünftigen Kameradinnen und Kameraden, unsere Bedeutung für die Sicherheit in unserer Stadt wird eher noch zunehmen, gerade in Zeiten knapper Haushaltsmittel.  Es wird sich bestimmt auch einiges verändern, aber vielleicht macht uns das ja auch stärker.

Zum Schluss noch zwei Anmerkungen: Nach langer Überlegung und intensiver Beratung mit meiner Familie und Freunden, habe ich mich entschlossen noch ein weiteres Mal für das Amt des Landesbereichsführer zu kandidieren, wenn ihr mich wollt.

Und noch zwei Wünsche: Von Ihnen, meine Damen und Herren aus den Parlamenten, den Parteien und aus der Bevölkerung wünsche ich mir, dass die Freiwillige Feuerwehr Hamburg weiterhin auf Ihre Unterstützung bauen kann wie bisher, und von euch liebe Kameradinnen und Kameraden wünsche ich mir, dass ihr weiterhin an unsere Ziele glaubt und der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg treu bleibt.

Vielen Dank

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