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Freiwillige Feuerwehr Hamburg

27.04.2004
Aktuelles

Was ist uns das Ehrenamt wert?


Wir müssen fragen, was uns das Ehrenamt wert ist, Ein- und Ausblicke von Michael Neumann

Auf Wut und Enttäuschung traf ich am Sonnabend bei meinem Besuch einer Freiwilligen Feuerwehr. Aus der Zeitung hatten die Ehrenamtlichen erfahren, dass der Senat die Schließung von bis zu 25 der insgesamt 87 Wehren plane. Laut Gutachten einer Unternehmensberatung könnten so Kosten eingespart und die Effizienz gesteigert werden. Ist dies die Anerkennung für freiwilliges Engagement, für das Ehrenamt, das die CDU und Bürgermeister von Beust in ihren Sonntagsreden so gern hochleben lassen? Müssen wir uns hier nicht die Frage stellen, was uns das Ehrenamt eigentlich wert ist und mit welchen Maßstäben wir freiwillige Arbeit bewerten wollen?

Der Staat hat immer weniger Geld zur Verfügung. So viel steht fest. Deshalb wird er künftig noch stärker als bisher auf das freiwillige Engagement seiner Bürger angewiesen sein. Daher redet Bürgermeister von Beust auch so häufig von der Bedeutung des Ehrenamts, oder neudeutsch von Public-Private-Partnership. Die Freiwillige Feuerwehr ist in diesem Bereich ein Erfolgsmodell und das seit über 100 Jahren. Rund 2500 Ehrenamtliche und mehr als 700 Freiwillige der Jugendfeuerwehren leisten tagtäglich einen Beitrag zur Sicherheit in unserer Stadt. Geht der Senat den richtigen Weg, wenn er diese freiwillige Leistung mit den Maßstäben eines modernen Unternehmensmanagements beurteilt?

Die Alternative zur Freiwilligen Feuerwehr kann nur die Berufsfeuerwehr sein. Sie müsste die Lücke schließen. Doch kann sie es für die gleichen Kosten? Wohl kaum. Auch die Bundeswehr fällt als Lückenbüßer aus. Sie hat ihre Standorte in Hamburg geschlossen und steht im Katastrophenfall nicht so ohne weiteres zur Verfügung. Bleibt die Senkung der Sicherheitsstandards, die zurzeit wohl kaum jemand ernsthaft in Erwägung ziehen will.

Im Brand- und Katastrophenschutz ebenso wie im sozialen Bereich wird unsere Stadt Hamburg ein noch stärkeres ehrenamtliches Engagement brauchen. Und in diesem Fall wird der Senat damit leben müssen, dass ehrenamtliche Tätigkeit nicht immer dem Gebot der Effizienz und Kostenreduzierung folgt. Dies liegt in der Natur der Sache. Das Ehrenamt lebt allein von den Menschen, die sich neben ihrem Beruf einer gemeinschaftlichen Aufgabe widmen. Sie verdienen unsere volle Anerkennung und Unterstützung. Bei der Bewertung ihrer Arbeit sollten wir Rücksichten nehmen auf den Einzelnen, auf gewachsene Strukturen, auf Traditionen, auf die soziale Verantwortung der Ehrenamtlichen für ihre Stadtteile.

Wenn der Senat ein Problem mit den Kosten und Strukturen der Freiwilligen Feuerwehr in Hamburg hat, dann muss er das direkte Gespräch suchen. Dies ist der bessere Weg als die Wehren mit kostenträchtigen Gutachten von Unternehmensberatungen zu überziehen. Ob und wie Gelder eingespart werden können und Wehren vor Ort enger zusammenarbeiten sollten, lässt sich im Gespräch mit den Betroffenen am besten klären.

Reden wir mit den Menschen, gestalten wir gemeinsam mit ihnen die Politik für unsere Stadt. Denn Politik ist für die Menschen da, nicht umgekehrt. Andernfalls verkommt das Ehrenamt tatsächlich zum Kalauer von Sonntagsreden. Und so wird der Umgang mit der Freiwilligen Feuerwehr ein Maßstab dafür sein, wie ernst die CDU und Bürgermeister von Beust das Ehrenamt in unserer Stadt nehmen.

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