09.09.2025
Aktuelles | Einsatzgeschehen
Gefährlicher Großbrand sorgt für massiven Kräfteeinsatz über 72 Stunden
Über 72 Stunden hielt ein Großfeuer auf der Peute die Feuerwehr Hamburg, THW, Werkfeuerwehren, die Polizei und einige Spezialfirmen auf Trapp. Allein 57 unserer Freiwilligen Wehren waren an diesem Einsatz beteiligt. Löscharbeiten unter gefährlichen Bedingungen forderten die Einsatzkräfte.
Was ist passiert?
Am Montagnachmittag den 25.08.2025 erhielt die Rettungsleitstelle der Feuerwehr Hamburg eine Meldung über ein brennendes Fahrzeug in einer Lagerhalle in der Müggenburger Straße, Hamburg-Veddel. Als die ersten Einsatzkräfte eintrafen, kam es bereits zu mehreren Explosionen von Druckgasbehältern in der Halle. Die Explosions- und Brandintensität war so hoch, dass der Einsatzleiter nach einer ersten Evakuierung und Rettung von Personen entschied, die Kräfte sofort zurückzuziehen. Aufgrund der enormen Gefahr für die Feuerwehrleute war eine direkte Brandbekämpfung zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich.
Die Explosionen schleuderten brennende Trümmerteile teils mehrere hundert Meter weit und lösten dadurch eine Reihe weiterer Brände aus. Industrieflächen in der Nähe sowie angrenzende Gebäude und Freiflächen wurden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Auch die nahegelegene Autobahn 1 musste mehrere Stunden lang vollständig gesperrt werden, da Trümmer auf die Fahrbahn fielen und ein Fahrzeug traf, wobei eine Person verletzt wurde. Die Feuerwehr errichtete einen Sicherheitsbereich von 400 Metern und entsandte Rettungseinheiten zur Versorgung der Verletzten auf die Autobahn.
Erste Untersuchungen ergaben, dass es sich bei den explodierten Behältern um Lachgasflaschen handelte. Weitere unbekannte Gase konnten jedoch nicht ausgeschlossen werden. Um die Sicherheit der Anwohner zu gewährleisten, entsandte die Feuerwehr mehrere Messfahrzeuge zur Überwachung der Umgebung. Diese übermittelten fortlaufend Messwerte an die Einsatzleitung vor Ort. Wegen der starken Rauchausbreitung in Richtung Südosten der Stadt wurde zudem eine Bevölkerungswarnung über Warn-Apps und soziale Medien verbreitet. Anwohner wurden aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten und Klimaanlagen sowie Lüftungsanlagen abzuschalten.
Da sich die Einsatzkräfte aufgrund der Gefährdung nicht näher an das Brandzentrum wagen konnten, erfolgte eine Erkundung aus der Luft mit Drohnen und dem Polizeihubschrauber „Libelle“. Dadurch konnte die Einsatzleitung einen besseren Überblick gewinnen und weitere Maßnahmen zur Bekämpfung des Feuers koordinieren.
Im Rahmen umfangreicher Evakuierungen konnten 25 Personen in Sicherheit gebracht werden, darunter acht, die auf einem Parkplatz eingeschlossen waren und nur über das Wasser mit einem Boot gerettet werden konnten. Alle Personen wurden vom Rettungsdienst Hamburg untersucht und als unverletzt entlassen. Insgesamt wurden drei Personen verletzt, eine davon schwer und eine mit lebensbedrohlichen Verletzungen. Sie wurden in umliegende Kliniken gebracht. Das Kriseninterventionsteam (KIT) des Deutschen Roten Kreuzes betreute die unverletzten Personen.
Die Feuerwehr konzentrierte sich zunächst auf die Brandbekämpfung in den umliegenden Bereichen, während eine direkte Löschung im Zentrum aufgrund der anhaltenden Explosionen über zweieinhalb Stunden lang nicht möglich war. Mit Hilfe von Flugfeldlöschfahrzeugen der Flughafenfeuerwehr Hamburg, mobilen Wasserwerfern der Werkfeuerwehr Aurubis und Polizei-Wasserwerfern konnte die Brandbekämpfung langsam ausgeweitet werden. Der große Wasserbedarf stellte jedoch eine weitere Herausforderung dar, sodass große Wassermengen über lange Schlauchleitungen und das Löschboot „Prag“ an die Einsatzstelle gepumpt werden mussten.
Zur besseren Koordination der Einsatzkräfte wurde ein Führungsstab bei der Polizei und Feuerwehr eingerichtet. Das Technische Hilfswerk (THW) unterstützte zudem mit einem Virtual Operations Support Team (VOST), um die sozialen Medien und die öffentliche Kommunikation zu überwachen.
Das THW sorgte auch für die Beleuchtung der Einsatzstelle, und in den frühen Morgenstunden war ein Teilabriss des betroffenen Gebäudes durch THW-Radlader und -Bagger geplant, um gezielt Löscharbeiten durchzuführen.
Das Dach der Lagerhalle stürzte bereits vor Mitternacht infolge des Vollbrands ein. Im angrenzenden Containerlager kam es immer wieder zu Explosionen von Druckgasflaschen.
Durch die Explosionen wurden mehrere Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr beschädigt, darunter eine Drehleiter, bei der Trümmer das Dach durchschlugen. Glücklicherweise wurde niemand verletzt.
Wer war vor Ort bzw. alarmiert?
-FF Sinstorf + CBRN-Erkunder
-FF Kirchdorf
-FF Warwisch
-FF Francop + SW2000 und Wasserwerfer Anhänger
-FF Eimsbüttel mit ELW2
-FF Eissendorf mit GW-VSG und Feldkochherdanhänger
-FF Stellingen + Messleitstelle
-FF Moorwerder
-FF Ottensen + GW-VSG
-FF Bergedorf mit CBRN-Erkunder
-FF Lohbrügge mit CBRN-Erkunder
-FF Berliner Tor + GW-FM
-FF Eppendorf
-FF Barmbek + SW2000
-FF Fünfhausen + SW2000 und Wasserwerfer Anhänger
-FF Rönneburg
-FF Neudorf
-FF Moorburg
-FF Bille mit GW-FM und FüLa
-FF Wandsbek-Marienthal + GW-FM
-FF Eidelstedt + GW-R1
-FF Allermöhe-Billwerder
-FF Wilhelmsburg
-FF Altona + GW-FM und FüLa
-FF Öjendorf
-FF Pöseldorf
-FF Tonndorf
-FF Sasel
-FF Spadenland
-FF Billstedt-Horn
-FF Harburg + GW-FM und FüLa
-FF Moorfleet
-FF Krauel + GW-VSG und Feldkochherd
-FF Nettelburg
-FF Marmstorf
-FF Neugraben
-FF Boberg
-FF Kirchwerder-Süd
-FF Wellingsbüttel
-FF Kirchsteinbek
-FF Osdorf
-FF Nienstedten
-FF Lurup
-FF Groß Flottbek
-FF Hohendeich
-FF Reitbrook
-FF Fuhlsbüttel
-FF Lemsahl-Mellingstedt mit GW-VSG und Feldkochherd
-FF Groß Borstel
-FF Sülldorf-Iserbrook
-FF Meiendorf
-FF Bergstedt
-FF Oldenfelde-Siedlung
-FF Niendorf
-FF Volksdorf
-FF Rothenburgsort-Veddel
-FF Altengamme
-Bereichsführer Harburg
-Bereichsführer Süderelbe
-Bereichsführer Bergedorf
-Bereichsführer Marschlande
-Bereichsführer Wandsbek
-Bereichsführer Walddörfer
-Bereichsführer Nord
-Bereichsführer Vierlande
-Bereichsführer Unterelbe
-Bereichsführer Alstertal
-Bereichsführer Altona
-Landesbereichsführer Vertreter Johannes Engmann
-Landesbereichsführer Harald Burghart
Was waren die Aufgaben?
Am Einsatzort herrschten extrem herausfordernde Bedingungen. Die Feuerwehr und alle beteiligten Rettungskräfte wurden bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gefordert. Massive Gefahren durch intensive Hitzeentwicklung, regelmäßige Explosionen und herabstürzende Trümmer prägten die Lage. Besonders die umfangreichen Brandbekämpfungsmaßnahmen stellten eine enorme Herausforderung dar. Mit einer Vielzahl von C- und B-Rohren, Wasserwerfern, Drehleitern sowie Flugfeldlöschfahrzeugen, wurde der Brand an mehreren Fronten bekämpft.
Die Einsatzleitung wurde mit Hilfe mehrerer Gerätewagens Fernmeldeausstattung (GW-FM) sowie der Führungs- und Lageanhänger (FüLa) und des ELW 2 organisiert. Die logistische Unterstützung durch die Versorgungswehren war unverzichtbar: Getränke, Snacks und warme Mahlzeiten wurden durch die Versorgungswehren an die Einsatzkräfte ausgegeben, um deren Einsatzfähigkeit zu gewährleisten.
Besondere Herausforderung stellte das Öffnen und Ablöschen diverser Container dar, bei denen unter anderem Trennschleifer zum Einsatz kamen. Hierbei konnte durch den Einsatz der Ausbildungsstätte „Maritimes Kompetenzzentrum“ ein Hydropen erfolgreich eingesetzt werden, um die betroffenen Bereiche schnell und effektiv zu löschen.
Die Drohnen der Feuerwehr und Polizei lieferten wichtige Luftaufnahmen und ermöglichten der Einsatzleitung einen klaren Überblick über die gesamte Einsatzstelle, während die Werkfeuerwehr Aurubis sowie die Flughafenfeuerwehr Hamburg tatkräftig bei der Brandbekämpfung unterstützten. Auch die Polizei spielte eine entscheidende Rolle: Mit gepanzerten Sonderfahrzeugen räumten sie die Straße von Trümmern und halfen mit Wasserwerfern, die Flammen zu bekämpfen. Im späteren Verlauf des Einsatzes konnten durch Löschpanzern der Feuerwehr Vechta bzw. der Firma Alpha Robotics einige Seecontainer gelöscht werden.
Das Technische Hilfswerk (THW) baute mehrere Scheinwerfer auf und unterstützte bei der Versorgung der Einsatzkärfte wie auch mit ihrer Fachgruppe Bergen, die mit Spezialtechnik half.
Insgesamt waren rund 59 freiwillige Feuerwehren, 11 Bereichsführer sowie der Landesbereichsführer mit seinem Vertreter im Einsatz. Ein Einsatz den wohl alle Einsatzkräfte in Zukunft nicht vergessen werden.
- [t.drux]